Der kleine aber feine Unterschied zwischen Deutschland und den USA zeigte sich gerade erstmal wieder beim Umgang mit dem Thema „Onlinewelten“. Interessant vor allem, wenn man beide Videoaufzeichnungen nebeneinanderstellt, wie die Gesprächskultur in den Gremien ist. Ich war zumindest sehr überrascht, mit wieviel Humor in den USA auch solche Anhörungen durchgeführt werden können.

Das „Subcommittee on Telecommunications and the Internet“ des US amerikanischen Kongresses lud am 1. April 2008 zum Hearing mit dem Thema: „Online Virtual Worlds: Applications and Avatars in a User-Generated Medium„. Als ExpertInnen waren eingeladen: Philip Rosedale/Linden Lab, Susan Tenby/TechSoup, Larry Johnson/The New Media Consortium und Colin J. Parris/IBM Research. Trotzdem hier die positiven Aspekte klar im Vordergrund stehen, werden auch kritische Fragen zu Jugendschutz und Onlinesucht gestellt. Wer möchte kann sich auf der Webseite die fast zweistündige Sitzung als Video anschauen.

Der Bundestagsausschuss für Kultur und Medien lädt dagegen am 9. April 2008 ein zum Thema: Onlinesucht. Auch davon gibt es eine Videoaufzeichnung: Anhörung zur Onlinesucht (Realplayer). Wer lieber liest: Hier gibt es die schriftlichen: Stellungnahmen und Protokolle. Ganz klar im Vordergrund stehen hier dann die klinischen Aspekte. Schon im letzten Hebst wurde ja der Versuch der Psychologen gestartet sich mit der Onlinesucht neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Fazit übrigens: Wir wissen wenig und müssen durch neue Untersuchungen erstmal versuchen, genaueres zu erfahren.

Ungerecht wäre aber, dass sich zumindest zum Thema Computerspiele auch die Bundesregierung mitllerweile etwas aufgeschlossener zeigt. So wurde am 21.2.2008 ein Beschluss „Hochwertige Computerspiele fördern und bewahren“ gefällt. Wer möchte, kann sich auch dazu gerne die Debatte ansehen: Parlamentsfernsehen, 21.2.08, Tagesordnungspunkt: Computerspiele. Wie man schnell merkt, geht es bei dem Beschluss leider eher um Wirtschafts-, denn um Kultur- oder Bildungsförderung, wahrscheinlich desahlb aber konnten sich die derzeitigen Regierungsfraktionen so schnell einig werden. Immerhin werden zumindest in der Debatte auch mal die positiven Aspekte von Computerspielen hervorgehoben werden. Ob aber die Schaffung eines Preises (immerhin 600.000 Euro) für hochwertige Computerspiele wirklich schon Medienkompetenzförderung ist, möchte ich bezweifeln. Leider aber wird selbst im Gegenentwurf des Antrags von Bündnis 90/Grüne der Bildungsaspekt von Computerspielen völlig ausser acht gelassen.

Noch eine kleine Anmerkung: Sehr bedauerlich, dass das deutsche Parlamentsfernsehen nur im Realplayer-Format archiviert. Die Nutzung als Podcast für unterwegs ist damit dann ausgeschlossen. Einen anderen Fauxpas finde ich aber noch größer: Von der Webseite der Ausschusssitzung führt kein Link zum Video, das findet man nur beim Parlaments TV;-(