Da ich mich gerade auch aktuell mit der Erstellung von E-Books auf dem iPad befasse und dazu etwas bloggen wollte, passte es ganz gut dass Apple just seine Initiative zu digitalen Lehrbüchern vorstellte. Das Fazit meines Artikels sollte nämlich sein, dass das Selbsterstellen von E-Books mit dem iPad zwar sehr viel Spaß macht und ziemlich einfach ist, E-Books nach dem EPUB-Standard aber für mich ansonsten vor allem eins sind: häßlich. Nicht umsonst gibt es bisher wenig Zeitungen oder Zeitschriften, die im EPUB-Format erscheinen, eine rühmliche Ausnahme ist die taz (Probeausgabe der taz als EPUB). Alle anderen verteilen ihre Magazine entweder als PDF oder gerne gleich als eigene App für das iPad.

Auf der anderen Seite haben EPUB-Formate natürlich den Vorteil, dass sie auf vielen Betriebsystemen und Geräten zu lesen sind. Und wenn der neuste Standard verwendet wird, sind sie auch ein wenig multimedial. Zudem dürfte das EPUB-Format eine große Rolle spielen, wenn es um die Erstellung freier Lerninhalte – Stichwort „OER“ – geht.

Auf dem iPad empfehle ich Schulen vor allem zwei Anwendungen, um E-Books im EPUB-Standard selber zu gestalten: Book Creator (3,99€) und Creative Book Builder (2,99€), leider beide nur in englisch. Beide sind gut geeignet, um wirklich schnell und einfach Projekte, Experimente, Unterrichtseinheiten etc. in ansprechender Form zu dokumentieren. Auch mit Pages lassen sich Dokumente im EPUB-Format exportieren, leider allerdings nur auf dem Mac und nicht mit dem iPad.

Book Creator ist sehr gut auch für jüngere Schüler geeignet, da alle Texte und Fotos per Drag und Drop schnell auf den entsprechenden Seiten platziert werden können. Über das Mikrofon oder iTunes kann zusätzlich Audio hinzugefügt werden. Videos sind derzeit leider nicht möglich.

Bei der Verwendung von Creative Book Builder muss man sich schon im Vorfeld mehr mit der Gliederung des Buchs beschäftigen. Überschriften, Textabschnitte, Listen, Fotos, Audio und Videos werden wie Bausteine hintereinander gelegt. erst in der Vorschau lässt sich dann das fertige Buch betrachten.

Die fertigen E-Loks landen am Ende in der App “ iBooks“ und reihen sich dort ein zwischen die Klassiker der Weltliteratur (sofern mal runtergeladen) und können natürlich auch ins Netz übertragen oder per Email weitergegeben werden. Das ist erstmal für Schüler sehr motivierend und lässt sich im Unterricht gut nutzen, ist aber auf Dauer gestalterisch nicht sehr anspruchsvoll.

Insofern ist das neue E-Bookformat, das Apple ab sofort anbietet (zunächst erstmal als Lehrbücher für Schulen und Universitäten, aber das muss ja nicht immer so bleiben) ziemlich beeindruckend: komplett freie grafische Gestaltung, Filme, 3D-Objekte, Bildergalerien und kleine Quizmodule. Dazu dann ein kostenloses Authoringprogramm für MacOS „iBooks Author“ (für das iPad „noch“ nicht), das sehr übersichtlich und komfortabel zu bedienen ist. Ich kann es deshalb Schulen nicht verdenken, auf diesen Zug aufzuspringen, gerade wenn sie schon iPads im Unterricht einsetzen. .

Allein: Es ist kein EPUB-Standard mehr, sondern Apple erweitert hier das Format um viele eigene Spezifikationen. Und natürlich sind die iBooks nur auf iPads und Macs lesbar. Baldur Bjarnason hat sich das ibook-Format genauer angeschaut und vermutet, dass selbst die Programmierung eines Konvertierungsprogramms für iBooks keine leichte Aufgabe wird.

Nun ist das ganze zunächst mal nur für Lehrbücher gedacht und nur einige amerikanische Verlage sind bisher mitgezogen, aber durch die Dominanz des iPads kann man den Eindruck gewinnen, dass Apple hier ganz bewusst versucht, Standards für E-Books zu setzen. Um dem noch eins drauf zusetzen, versucht Apple per Lizenzvertrag alle NutzerInnen von „iBooks Author“ zu verpflichten, kostenpflichtige iBooks nur im iBook-Store zu verkaufen (was Apple 30% der Einnahmen bescheren würde und das Recht nicht genehme Bücher abzulehnen!). Eine interessante Methode, um kostenlose Software zu „monetarisieren“, die natürlich für Empörung gesorgt hat und rechtlich wahrscheinlich nicht mal haltbar ist.

Insofern kann ich die Initiative der deutschen Schulbuchverlage gut verstehen, die (neben Verhandlungen mit Apple) ein eigenes Angebot aufbauen wollen. Unter welchem Standard diese „übergreifende digitale Plattform“ laufen soll, ist wohl noch nicht bekannt. Vorgestellt werden soll die Initiative dann auf der Didakta. Irgendwie komisch, dass Verage und Verwertungsgesellschaften immer erst aufwachen, wenn Apple entsprechende Produkte platziert.

Mein Fazit: E-Books in der Bildungsarbeit zu produzieren ist toll, dann aber möglichst im EPUB-Standard, Apples neue iBooks sind ein Genuss und Gewinn für den Leser/die Leserin, der sich nicht an Konzernen mit marktbeherrschender Stellung stört, vom Produzieren mit der iBooks Authoringsoftware würde ich solange abraten, bis die Ergebnisse auf anderen Plattformen lauffähig sind oder zumindest vernünftig konvertiert werden können.

… und die Frage, ob Ebooks überhaupt noch eine Rolle im digitalen Klassenzimmer der Zukunft spielen sollten, könnt ihr mir ja gerne in den Kommentaren beantworten.