… wäre jetzt mein Fazit der ersten Serious Games Conference in Deutschland am 18. März 2007 auf der Cebit Hannover. Die Teilnehmer der Abschlussdiskussion waren da allerdings anderer Meinung. Dass ich die Veranstaltung trotzdem hoch interessant fand, lag daran, dass sich die Veranstalter klugerweise Unterstützung aus England geholt hatten.

Erst zu Beginn des hervorragenden Vortrags von Sara de Freitas (London Knowledge Lab) merkte ich, dass ich mir aktuell erst ihren Bericht zu „Learning in immersive worlds“ aus dem Netz geladen hatte. Sie referierte dann auch die wichtigesten Ergebnisse in Kürze und zeigte einige interessante Beispiele. In der anschließenden Präsentation von James Durran (Parkside Federation in Cambridge) stellte er eine neue Software zur Gestaltung von First-Person-Games vor: Mission Maker. Sieht wirklich toll aus und wird trotz der anderen Konzeption bestimmt eine ernsthafte Konkurrenz für den Gamemaker. 45 Minuten reichten ihm dann noch, um ein vollständiges Curriculum für einen dreiwöchigen Kurs mit einer 8. Klasse vorzustellen. Respekt! Undenkbar an deutschen Schulen.

Überhaupt zeigte sich auch in der Vorstellung der Lernsoftware für Kinder im Vorschulalter und in der Abschlussdiskussion die Phantasielosigkeit deutscher Softwarehersteller und Bildungspolitik. Ausnahmen bestätigen hier leider nur die Regel und so gab es zumindest noch ein sehr interessantes Konzept der Universität Koblenz-Landau, vorgestellt von Ulrich Wechselberger, zu bestaunen: „Festung Koblenz“ ein First-Person-Game um die Besetzung der Festung durch Preußen im Jahr 1848. Geschichtliche Informationen sind als zu findende Geheimdokumente integriert, mutigerweise sind diese für den Erfolg des Spielers aber nicht erforderlich.

Anders stelle ich mir da schon das angekündigte Kooperationsprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Cornelsen-Verlag vor: Ein Spiel unter dem Titel „Wie werde ich Bundeskanzler/Bundeskanzlerin?“. Bei so einem Titel bekomme ich gleich das Gruseln. Das hört sich wiedermal nach pädagogischer Holzhammermethode an und ich sehe schon die armen Kinder mit schlecht gezeichneten Figuren durch virtuelle Bundestagsräume stapfen und Gesetzestexte einsammeln. Leider wird in Deutschland „Serious Games“ wohl noch mit „Infotainment“ verwechselt. Gibt es doch bereits auch gute Onlinecommunitys von Kindern, in denen sie eigene Clubs anlegen, Abstimmungen organisieren und in Foren mit anderen diskutieren können. Sicher ein besserer Weg die gewollte „demokratische“ Kompetenz zu erzeugen.

Kleiner Nachtrag: Bei Heise gibt es einen Artikel zu den Plänen der Bundeszentrale politische Bildung: Aus Ernst soll Spaß werden