Der im Frühjahr 2010 erschienene 3. Berliner Innovationsatlas Schule gewährt einen interessanten Einblick in die Arbeit mit digitalen Medien in den Berliner Schulen. Der von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung herausgegebene Innovationsatlas enthält die Berichte von 114 Berliner Schulen (von insgesamt ca. 700), die sich für das Schuljahr 2007/2008 als eEducation Masterplan-Schulen beworben und daraufhin mit 16 bzw. 31 Notebooks je Schule ausgestattet wurden. Zusätzlich zu den Notebooks erhalten die Masterplan-Schulen die Möglichkeit an Lehrerfortbildungen teilzunehmen und müssen sich an einem der drei folgenden Projekte beteiligen: Roberta (Konstruktion von Lego-Mindstormrobotern durch Mädchen), eTwinning (europäische Schulpartnerschaften) oder INTEL Lehren (Online-Plattform für Lehrer).

Da ich es bis heute immer noch nicht geschafft habe, den 350 Seiten starken Innovationsatlas komplett zu lesen, habe ich zunächst mal eine unkonventionelle Auswertung der Berichte anhand einer Wordcloud und der Suchfunktion des Acrobat Readers vorgenommen.

Die aus dem Innovationsatlas erstellte Wordcloud zeigt auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches: Alles dreht sich um Schule und Notebooks. Internet sucht man allerdings vergebens, einzig eMail und Online weisen daraufhin, dass es hier auch um Instrumente geht, die 98% der SchülerInnen bereits nutzen. Immerhin wird sichtbar, dass die Notebooks in einer ganzen Reihe von Fächern zum Einsatz kommen und nicht auf den ITG-Unterricht beschränkt bleiben.

Um Innovatives zu Tage zu fördern, bietet sich ansonsten noch die Suchfunktion im PDF-Dokument an. Auch wenn die Projekt bereits 2-3 Jahre alt sind, verwundert sehr, dass die aktuellen Internetdienste so gut wie gar nicht im Unterricht vorkommen: Google findet sich ganze zweimal im Dokument, einmal als Google Sketchup und einmal als Google Earth, Wikipedia ebenfalls zweimal, soziale Netzwerke tauchen gar nicht auf: Facebook, schülerVZ, Jappy Fehlanzeige! Chat kommt immerhin in sechs Schulen zum Einsatz. Auch die damit verbundenen medienpädagogischen Stichwörter: Datenschutz und Privatsphäre tauchen jeweils nur einmal auf. Es wäre wohl verwegen zu behaupten, dass der in einem Bericht vorkommende Satz: „Der Umgang mit den Gefahren, Viren, schädlichen Programmen, Datensicherheit und das Schützen der Privatsphäre werden ebenso vertieft, wie das Erstellen und Formatieren von Texten und kleinen Präsentationen“ schon so selbstverständlich ist, dass er ansonsten in keinem der Berichte auftaucht.

Und so zeigt der Überblick erstmal, dass es wohl noch ein langer Weg für die Schulen ist, bevor die Akzeptanz der digitalen Medien als Lerninstrumente und Lerninhalte, ähnlich hoch ist, wie die der gedruckten Medien. Ungeachtet dessen finden sich natürlich in einzelnen Berichten hervorragende Beispiel für den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Es wäre zu wünschen, dass sich viel mehr Schulen daran orientieren.

Die Einschätzung der Projektleitung kann mehrdeutig verstanden werden. Zitat: „Nach vier Jahren Laufzeit kann festgestellt werden, dass der „eEducation Berlin Masterplan“ das Potenzial birgt, das gesteckte Ziel „Berliner Schule 2.0“ innerhalb eines überschaubaren Zeitraums zu erreichen.“ Ein „Potenzial“, das wohl eventuell erst noch geborgen werden muss und ein „überschaubarer Zeitraum“, unter dem zwischen einem und hundert Jahren wohl alles verstanden werden kann. Schließlich findet sich weder im Innovationsatlas noch auf den Webseiten der Senatsverwaltung etwas dazu, wie eine „Berliner Schule 2.0“ aussehen soll. Eine Suche im Web ergibt lediglich, dass wir wohl anscheinend auf dem richtigen Weg dorthin sind.

Wer sich selber ein Bild davon machen will, kann sich den Innovationsatlas als PDF unter http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/eeducation/innovationsatlas.pdf?download.html herunterladen.

Die Berichte von 53 weiteren Schulen, die im Schuljahr 200/2009 teilgenommen haben, werden im Herbst 2010 veröffentlicht.

Hinweise in den Kommentaren auf interessante Berichte im Innovationsatlas sind sehr willkommen.