Die evangelische Jugend lädt ein zum Projekt „Blog mal offline“ auf dem diesjährigen Kirchentag. In Kürze geht es darum, dass Jugendliche über ihr Leben im Moment und für die Zukunft schreiben – auf Papier (ähhh,….Rohstoffknappheit?), das entweder in einer lokalen Ausstellung gezeigt oder auf dem Kirchentag an einen Baum gehängt wird. „aej-Pressemitteilung 2/2009 „Blog mal offline!“ – Notizen zur Nachhaltigkeit„.
In einer dazugehörigen Broschüre, die auch ONLINE bestellt werden kann, finden sich im Vergleich zur Presseerklärung noch viele nette Zitate, die an verschiedenen Stellen bestimmt lustiges Kopfschütteln auslösen werden: „Nachhaltigkeit ist keine virtuelle Angelegenheit. Sie muss zu Papier gebracht werden, damit sie greifbar, spürbar und von uns in die Wirklichkeit getragen wird.“
Da wäre ich ja beim Brainstorming der evangelischen Jugend zu gerne dabeigewesen:
Person A: Die nutzen doch heute alle Web 2.0, da könnten wir uns doch dranhängen?
Person B: Auf jeden Fall, wir könnten doch bloggen.
Person C: Das ist mir viel zu virtuell, außerdem kann man das ja dann weltweit lesen*schluck
Person A: Dann machen wir es eben ohne Internet, so einfach aufschreiben auf Papier
Person C: … ich hätte aber eigentlich lieber eine Wandzeitung gemacht.
Wer sein Blog übrigens in die eigene Ausstellung hängt, darf ruhig einen Scan per Email an den Kirchentag schicken!
Ich bin jedenfalls sehr dankbar für die Anregung, damit eröffnen sich unzählige neue Möglichkeiten:
Offline Bookmarking
Offline Networking
Offline Surfing
usw.
Bleibt doch noch der Gedanke, dass ich hier auf eine besonders perfide Art des viralen Marketings reinfalle und das das Ganze doch nicht so ernst gemeint ist. Dann erwäge ich aber einen sofortigen Kirchenaustritt!
30. Januar 2009 um 11:59
Das ist in jede Richtung reaktionär und verblödend. Es ist unredlich Jugendlichen Partizipation unter Wegnahme ihrer Medien zu verkaufen. Und: der beklagte Realitätsverlust bei Verwendung des Netzes ist bei den Initiatoren vielleicht schon aufgrund der eigenen fehlenden Medien-Kompetenz und der überqualifizierten Agentur-Beratung eingetreten. Dem Internet fehlende Nachhaltigkeit zu bescheinigen und dem dann ausgeschnittene Papierbuchstaben entgegenzusetzen zeugt von kalkhaltiger Unkenntnis, böser Ignoranz und mindestens fahrlässige Verarschung der Zielgruppe.
31. Januar 2009 um 11:35
Das der die Blog das Buch der Bücher… oder wie war das mit der Bibel?
31. Januar 2009 um 12:46
oh no! Noch so eine Aktion Richtung „Offline-Bloggen“: Offline-News http://tomsbook.de
Im Rahmen der Aktion „Schüler lesen Zeitung“ schneiden bspw. Schüler Zeitungsartikel aus kleben sie in Bücher ein u. versenden sie an andere Schulen (zumindest im Rhein-Main-Gebiet), dann können Kommentare zu den einzelnen Zeitungsnews verfasst werden u. die Bücher werden weiter gesendet.
4. Februar 2009 um 11:55
Hallo
Ich sehe, daß im Text der Broschüre mit den Begriffen Nachhaltigkeit und Virtualität gespielt wird. Ich spiele mal weiter… Zuerst mal kann ich zugestehen, daß die direkte Begegnung junger Leute auf einem Kirchentag sehr nachhaltig für die Verbindlichkeit der Kommunikation und der Beziehungen sein kann. Nichts einzuwenden, wenn in diesem Kontext mit Papier gearbeitet wird. Und daß die Klimaveränderung selbstverständlich in erster Linie ganz leibhaftige Auswirkungen hat ist auch klar. Daß aber heutzutage Kooperation und Kommunikation in der Verbindung von Face-to-face-Begegnungen und virtueller Kommunikation sehr viel nachhaltiger werden können ist ebenso klar. Und ärgerlich ist es, daß die jungen Leute im Vorfeld der Veranstaltung mit dem Argument der Nachhaltigkeit ausgebremst werden und sich nicht mit den ihnen vertrauten Medien einbringen können.